Allgemein

Christkönig

Freitag, 24 November 2023

Christkönig

„Wer bin ich“, ist das Motto des diesjährigen Christkönigsfestes der Jugend. Was hat ein König mit der Jugend zu tun? Und erst recht das Motto?

Ich weiß nicht, was sich die Verantwortlichen gedacht haben. Sicher ist, dass die Identitätsfrage gerade bei Menschen, die ins Leben starten, hochaktuell ist. Dabei sucht man nach Orientierung, nach einem festen Punkt in der Frage, wer man sein oder werden möchte.

In einer Zeit wie unserer, wo es gesellschaftlich, politisch und ideologisch drunter und drüber geht, kann Christkönig ein Anker auf der Suche nach Identität sein. Wenn Jesus auferstanden ist (2. Lesung des Festes) und wenn ihm alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, dann bin ich nicht nur ein Staubkorn im Kosmos, nicht eine Nummer im Business der Welt, nicht ein Sein-zum-Tode.

„Wer bin ich?“, so ist auch ein Gedicht von Dietrich Bonhoeffer überschrieben, das er angesichts des Todes im Nazi-Gefängnis verfasst hat. Nachdem er ängstlich hin und her grübelte, kommt er am Ende zum Schluss: „Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“

P. J. Gregur

Blätterherberge

Freitag, 17 November 2023

Blätterherberge

Die Blätter fallen. Ein leichter Windstoß treibt sie vor sich her. Die großen Blätter klammern sich noch an die Pflastersteine. Der Wind wird heftiger und weht sie zu den anderen. Besen und Schaufel zaubern einen Berg aus Laub. In der Terrassenecke, wo ihn niemand stört. Auch nicht die Laubbläser? Diese gierige Laubfresser, die jedem Blatt nachjagen, aber die Blätter nur durch die Luft wirbeln? Zutritt für Laubbläser verboten! So entsteht ein schützendes Blätterhaus, eine Herberge für winzige Tiere. Der Winter kann kommen!

Was wir beobachten, ist nur der geschützte Winkel einer Terrasse oder der vergesse Platz unter einem Straßenbaum. Freunde haben einen kleinen Garten und in ihm dort ein großer,  warmen Unterschlupf aus Blättern und Reisig. Dort überwintern nicht nur Kleintiere, sondern auch der Igel. Er schläft dort, gut behütet. „Wie lange?“, fragen Kinder.  „Bis zum Frühjahr, sogar bis März oder April.“  Die Kinder staunen, sehen scheu das Igelbündel und die Stacheln.  Nur die kleine Susi sagt bedauernd: „Schlafen? Bis zum Frühjahr? Dann verschläft der Igel ja Weihnachten!“

Dem Arbeitskreis Umweltschutz und Nachhaltigkeit gewidmet!

P. Gerhard Eberts

Zum Gläubig-werden

Freitag, 10 November 2023

Zum Gläubig-werden

Unterhalten sich zwei atheistisch eingestellte Intellektuelle, ein Österreicher und ein Israeli, über den Konflikt um Nahen Osten und kommen, sinngemäß, zum Schluss: „Es ist zum Gläubig-werden“.[1] Sie analysieren die Sackgasse, in die sich die Betroffenen und die internationale Politik hineinmanövriert haben. Es würde nicht nach einer Lösung des Konflikts gesucht, sondern nur versucht, ihn zu verwalten, was nicht nachhaltig sei. In der so vertrackten Situation könne quasi nur noch ein Wunder passieren oder – das meinten die beiden ironisch – nur das Beten helfen.

Nicht nur hier, auch sonst gibt es immer wieder persönliche, gesellschaftliche und politische Sackgassen, in die sich menschliche Weisheit verirren kann. Wie war man beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg entschlossen, künftig Kriege zu vermeiden! Mit welchem Pathos rief die Friedensbewegung zum „Frieden schaffen ohne Waffen“. Der Wind drehte und mit ähnlichem Eifer wird nach den Waffen gerufen. ‚Hosianna‘ und ‚Kreuzige ihn‘ geben sich sozusagen die Hand. Die Bibel kennt diese Wankelmütigkeit und kommt zum nüchternen Schluss: „Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN“ (Jer 17,5).

Die Abwendung vom Herrn, dem Urgrund allen Seins und damit auch der Moral, sie ist eines unserer Kernprobleme. Wenn die Abwendung von Gott in die Sackgassen führt, dann bleibt nicht nur das Beten übrig, sondern die Umkehr, das Gläubig-werden wird nötig. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“, sagt Jesus (Mk 1,15).

Eine gute Woche wünscht euch

P. J. Gregur

Mach mal Pause!

Freitag, 03 November 2023

Mach mal Pause!

Diagnose: Grauer Star! Bei alten Leuten wie mich nicht ungewöhnlich. Augenoperation! Sie ist unproblematisch. Nach einem Vierteljahr zur Kontrolle beim Augenarzt.  „Wie geht’s?“ „Befriedigend.“ De Arzt nach seiner Untersuchung sagt: „Es geht gut! Aber ich sage Ihnen, was jetzt notwendig ist: „Pause! Pause! Pause!“ Ich gebe mich zerknirscht:  Ich weiß: Ich sitze zu viel am Computer, starre aufs Handy, lese ständig.  Stundenlang. „Pause!“, sagt der Arzt und verabschiedet mich. 

Aber daheim verführt mich doch wieder der Computer. Ich habe eine Ausrede.  Sozusagen beruflich will ich mich über die Weltsynode in Rom informieren. Und siehe da: Es schreibt auf „katholisch.de“ (5. Oktober) Dr. Thomas Schwartz. Papst Franziskus, schreibt er, wolle der Kirche mit der Weltsynode eine Pause schenken,

Thomas Schwartz ist bei uns kein Unbekannter. Von 1999 bis 2010 war er in Augsburg Hochschulpfarrer und Leiter der KHG. Jetzt ist er Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis in München und einer der wenigen berufenen deutschen Teilnehmer der Synode. 

Warum Schwartz Pausen für wichtig hält, schildert er amüsant aus eigenem Erleben. Und dann weiter: „Was die Kirche betrifft, so lassen uns die Probleme und Nöte dieser Welt und unserer Kirche in ihrer Dringlichkeit manchmal gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Hier könne die Synode ein Pausenzeichen setzen. Nicht um all das zu verdrängen, sondern um es gesamtkirchlich einzuordnen, mit anderen Perspektiven aus anderen Kontinenten und Mentalitäten zu bereichern und dann gestärkt und weniger gehetzt und getrieben, in der Harmonie durchaus unterschiedlicher Melodiestränge wieder neu und glaubwürdiger als bislang das Lied der einen Kirche zu singen, die allen Menschen Gottes Nähe vermitteln kann.“

Soweit, so gut: Aber jetzt ist Pause! Vom Arzt verordnet! Nicht nur für die Alten, auch für die Jungen. 

P. Gerhard Eberts MSF 

Die Nähe

Freitag, 27 Oktober 2023

Die Nähe

„Wußten Sie schon, daß die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig und froh machen kann? Wußten Sie schon, daß das Wegbleiben eines Menschen sterben lassen kann, daß das Kommen eines Menschen wieder leben läßt?“ So beschreibt Wilhelm Willms die Bedeutung der Nähe, und ich habe mir gedacht, dass das ein Thema ist, wenn wir in diesen Tagen an unsere Toten denken. Jetzt sind uns materiell nicht mehr nahe wie früher und ihr Wegsein lässt auch uns stückweit sterben. Das macht traurig, besinnlich, melancholisch.

Doch „die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand“, sagt die Bibel. Immer weniger Menschen stimmt das zuversichtlich. Erstaunlich, dass sie trotzdem zu den Gräbern ihrer Lieben gehen, Kerzen anzünden und Blumen niederlegen. Ist das nur ein billiger Trost, Selbstbetäubung, alte Gewohnheit? Ich glaube dahinter steckt doch eine uneingestandene Lebensahnung, die bei uns Christen auf die Zusage Jesu baut: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“

Das stimmt zuversichtlich und lässt uns unsere Toten geistig näher sein als während ihres irdischen Lebens. Die Möglichkeit aber, dass wir einmal voneinander scheiden, mahnt uns, die wohltuende Nähe der lieben Menschen jetzt schon zu suchen und zu pflegen.

J. Gregur

Der Anfang

Freitag, 20 Oktober 2023

Der Anfang

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, meinte Hermann Hesse in einem seiner Gedichte. Wir haben ein neues Semester angefangen: Zauber des Wiedersehens, Zauber frischer Gesichter, neuer Bekanntschaften und Freunde, Zauber eines neuen Wohnortes, neuer Lehrkräfte, neuen Wissens; Zauber „der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Für ‚alte Hasen‘, die höheren Semester, mag der Zauber nicht so besonders sein. Sie kennen sich aus. Aber es gibt einen ganz anderen Anfang, von dem die Bibel zweimal spricht. Einmal zu Beginn des Alten Testamentes: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Und im Neuen Testament zu Beginn des Johannesevangeliums: „Im Anfang war das Wort“.

Es ist nicht ein zeitlicher Anfang, gestern so und heute so, wie das Semester. Sondern der Anfang als Ursprung (en arché; in principio). Die Bibel sagt nicht, Gott habe irgendwann die Welt erschaffen, sondern schaffe sie ‚im Prinzip‘, jetzt und immer wieder neu. Ebenso ‚prinzipiell‘ steht alles in Gottes Wort, dem Herrn Christus, der im letzten Buch der Bibel Alpha und Omega genannt wird, Anfang und Ende von allem. Dieses göttliche Prinzip, der Ursprung aller Liebe und Hingabe, aller Freundschaft und Beziehung, kann Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen je neu begeistern und beginnen lassen. „Nur wer [mit IHM] bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“

Lasst euch verzaubern. Ein gutes Semester!

P. J. Gregur

Sommerliche Gelassenheit

Freitag, 28 Juli 2023

Sommerliche Gelassenheit

Was ist der Sommer? Die Zeit zwischen Frühling und Herbst? Eine Zeit des scheinbar mühelosen Reifens. Tage voller Sonne und Heiterkeit. Im Sommer blühen alle Farben, und wer zu ernten versteht, erntet nicht nur in Gärten und auf den Feldern. Er erntet auch Stunden der Entspannung und des zwanglosen Gesprächs. Der Sommer macht vieles leichter und lässt das Vertrauen ins Leben wachsen.

Das wusste auch die Maus Frederick (Leo Leoni) nur zu gut, die im Sommer Sonnenstrahlen sammelte, um für den Winter gewappnet zu sein. Sehr zur Verwunderung ihrer Artgenossen. Mit Spott haben sie nicht gespart!

Doch die Maus Frederick bekommt Unterstützung: von Jesus.  Er rät: „Lasst alles wachsen bis zur Ernte!“ Wir sollen vertrauen. Einander vertrauen und auch uns selbst vertrauen. Wer Vertrauen hat und lebt, versteht Jesus, der sagt: „Sorgt nicht ängstlich! “ und: „Betrachtet die Blumen des Feldes. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“

Damit wird nicht für Gleichgültigkeit geworben, sondern um Gelassenheit. Damit wir nicht enttäuscht an unseren Misserfolgen hängen bleiben,

Eine fröhliche Sommerzeit wünscht Pater Gerhard Eberts

Dem Wunsch schließt sich die gesamte KHG an! Macht es gut und bis zum Herbst!

P. J. Gregur

Wir sind mobil

Freitag, 21 Juli 2023

Wir sind mobil

Wir sind mobil

Die lieben Kinderlein, die feisten,

können sich heut alles leisten.

Ihr Kalender ist gespickt,

mit allem, was das Herz beglückt;

Sportlern, Reiten und auch tanzen.

Doch die Schule mit dem Ranzen  

und noch manches andere Ziel  

erreicht nur der, der ist mobil.

Muttis Zweit-Auto steht bereit,

geht’s um des Nachwuchs Seligkeit.

Nur für die Kirche und die Messe

gibt’s im Terminplan enge Pässe.

Am Sonntag bleiben wir zu Haus!

Mobil heißt dann: Wir schlafen aus.

Eine gute Prüfungszeit wünscht

Pater Gerhard Eberts

 

Gabenbereitung

Freitag, 14 Juli 2023

Gabenbereitung

Am 6. 7. 2023 hatte ich im Rahmen der Gottesdienstaushilfe in Augsburg St. Canisius ein berührend merkwürdiges Erlebnis. Wie‘s oft der Fall ist, flog durch die Kirche ein Spatz, der das Schlupfloch zum Hinausfliegen nicht finden konnte. Bei der Gabenbereitung der Messe dann passierte das Ungewöhnliche: Spatzen sind zwar angeblich frech, aber ein Spatz in der Hand kommt in der Regel nur sprichwörtlich vor. Der kleine, wohl noch ganz junge Vogel kam nicht nur auf den Altar geflogen, sondern hüpfte zum Kelch, sprang auf meine Hand, die gerade die Schale hochhielt, blickte über den Rand zu den Hostien als hätte er Hunger – hatte er wahrscheinlich –, ließ sich dabei gefühlt alle Zeit der Welt, so dass ich und die Leute innerlich bewegt wurden. Dann verschwand er wieder in der Kirche. Der Messner versprach, ihm möglichst wieder zur Freiheit zu verhelfen.

Bei der Gabenbereitung der Messe werden Brot und Wein symbolisch für die ganze Schöpfung Gott entgegengehalten, mit der Bitte, sie zur himmlischen Nahrung – in Christus – zu wandeln. Als hätte der Vogel diesen Gestus erahnt, mischte er sich höchst sinnbildlich ein: Ich bin dabei, wenn die Schöpfung in Gott verdankt wird; ich bin dabei als Teil der nach Erlösung seufzenden Kreatur (Röm 8,21f).

Berührend war dieses Erlebnis, weil während ein Vertreter der Tierwelt mit dem angstfreien Begehen des Altars die Bedeutung der liturgischen Handlung unbewusst unterstrich, verabschiedet sich der moderne Mensch immer mehr von der dankenden Hinwendung zu seinem Schöpfer. Dabei sind wir als Gott-lobendes Sprachrohr der stummen Kreatur geschaffen. Doch was soll’s; bereits der Prophet Jesaja musste klagen: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht“ (Jes 1,2-3).

Gesegnete Woche!

P. J. Gregur

Bollwerk für den Frieden

Freitag, 07 Juli 2023

Bollwerk für den Frieden

Sie haben dich aufs hohe Ross gesetzt. Bischof Ulrich. Du wärst den Truppen vorangeritten, den Kreuzrittern gleich, haben sie dir ein Denkmal gesetzt. Auf dem Lechfeld ein Kämpfer gegen die Hunnen.

Die Wahrheit ist: Du bist in deiner Stadt geblieben Drei Schutzwälle hast du errichtet rund um Augsburg, deine geliebte Stadt.

Eine Schutzmauer aus Stein, ein festes Bollwerk gegen den Feind.

Eine Schutzmauer aus Menschen, Schutz vor allem für die Krüppel und Armen.

Eine Schutzmauer aus Gebeten. Tag und Nacht. Vorbeter und Fürbitter der Kinder und Frauen. Sankt Ulrich! Sankt Ulrich!

Die Männer auf dem Schlachtfeld. Sie zogen ihre Schwerter nicht. Sie zerbrachen ihre Lanzen, Warfen Pfeil und Bogen weg Der Feind zog sich zurück, kampflos, denn Gott hielt seine Hand über den Bischof und seine treue Herde und über Augsburg, Damals und heute. Die Friedensstadt. Sankt Ulrich! Sankt Ulrich!  

 

Eine fröhliche Sommerzeit wünscht

Pater Gerhard Eberts 

Regenbogen-Farben

Freitag, 30 Juni 2023

Regenbogen-Farben

Sieben Farben hat der Regenbogen.

  • Wenn wir miteinander feiern, wenn wir uns gemeinsam freuen, leuchtet

gelb die Farbe wie die Sonne.

  • Wenn wir Gottes Schöpfung hüten, wenn wir Bäume pflanzen statt Raketen, leuchtet

grün die Farbe wie die Wiese.

  • Wenn wir aufeinander hören, Fremde lieben und den Armen dienen, leuchtet

rot die Farbe wie das Feuer.

  • Wenn wir Schuld vergeben, uns versöhnen, Gottes Güte miteinander preisen, leuchte

blau die Farbe wie der Himmel.

Sieben Farben hat der Regenbogen. Warum willst du grau in grau dein Leben malen?

Eine fröhliche, bunte Zeit wünscht

Pater Gerhard Eberts

 

Sich bekennen

Freitag, 23 Juni 2023

Sich bekennen

Es ist leicht, mit dem Strom gegen den Strom zu schwimmen, meinte der Philosoph Theodor Adorno. Es ist keine Kunst im Mainstream woke zu sein, schwerer ist es, im Rausch von Hypes nüchtern und kritisch nach der Wahrheit zu fragen. Wie die Propheten: unter Lebensgefahr waren sie einsame Rufer in der Wüste, z. B. Johannes der Täufer, der jetzt am 24. Juni gefeiert wird. Er redete dem Establishment nicht nach dem Mund und wurde dafür einen Kopf kürzer gemacht. Ins Reich Gottes führt eben keine breite Autobahn, sondern nur ein schmaler Pfad (Mt 7,14).

Wie durch Zufall, wird am Sonntag darauf, dem 12. im Jahreskreis, Jesus unserer Angepasstheit ins Gewissen reden und Entscheidung fordern: „Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ (Mt 10,32f) Das klingt nicht gerade nach einem Kuschelgott. Jesus nimmt die Freundschaft ernst. Freunde sind not amused, wenn man im Fall der Fälle nicht zu ihnen steht. In diesem Sinn bin ich, ehrlich gesagt, irritiert, wenn wir Christen uns genieren, in der Öffentlichkeit Zeichen unseres Glaubens zu setzen, vor dem Essen z. B. oder zur Mittagsglocke, die zum Gebet einlädt.

Heute war ich in der Kirche der Knotenlöserin-Madonna in Augsburg. Eine Gruppe von ca. 20 Firmlingen kam leise herein. Ohne ein Wort oder Störgeräusch setzten sie sich in die Bänke und verharrten auf Hinweis ihrer Begleiterin etliche Minuten in Stille. Dann zündeten sie vorne Votivkerzen an, blieben danach noch ein wenig in den Bänken, es wurde ihnen kurz der Ort erklärt, und dann ging es genauso gesittet wieder hinaus. Ich war beeindruckt, erlebte es als ungewöhnliches Bekenntnis junger Leute: zu Gott, zu Jesus, zu Maria, zur Praxis der Kirche.

Herzliche Grüße!

P. J. Gregur

Whom shall I send?

Freitag, 16 Juni 2023

Whom shall I send?

„Whom shall I send?“ kommt im Text eines beliebten neuen geistlichen Liedes vor. Im Kehrvers lautet die Antwort: „Here I am, Lord“, und nach einer etwas ängstlichen Rückfrage „It is I, Lord? I have heard You calling in the night“, die Bereitschaft: „I will go, Lord, if You lead me. I will hold Your people in my heart.”

Am Sonntag stellt Jesus im Evangelium fest, dass die Ernte groß, und der Arbeiter weniger sind, und sendet seine zwölf Apostel zur Glaubensverkündigung aus. Auch sie werden ängstlich gefragt haben: Was? Ich? Bin doch nur ein simpler Fischer, ungeeignet für so eine Aufgabe.

In der Kirche herrscht immer noch das Bewusstsein vor, nur hauptamtlich Bezahlte hätten den Ruf und Auftrag, für Gott, Glaube und Kirche einzustehen. Das stimmt natürlich nicht, alle Getauften und Gefirmten sind gerufen, Apostel (Gesendete) zu sein, aktiv etwas beizutragen, damit der christliche Glaube (in Europa) nicht ausstirbt.

Gesegnete Woche!

P. J. Gregur

Fingerzeig

Samstag, 10 Juni 2023

Fingerzeig

Morgen predige ich bei einem Priesterjubiläum. Eine schöne aber schwierige Aufgabe. Denn das Priesterbild heute ist massiv beschädigt. Vielfach selbstverschuldet, andererseits aber, weil man damit immer weniger etwas anzufangen weiß. Wozu soll er noch gut sein?

Von jedem Beruf und jeder Tätigkeit gibt es ein in der Praxis nie erreichtes Idealbild. Das Ideal bleibt auch wenn die konkrete Realität dagegen spricht. Ein Messer muss sein, auch wenn man sich damit verletzen kann. Ebenso das Feuer, auch wenn es das Haus niederbrennen kann. Ebenso brauchen wir den Becker, auch wenn er bessere Semmeln liefern könnte.

Das Ideal des Priesters hängt stark mit seiner moralischen Integrität zusammen. Deren Ausbleiben hat katastrophale Folgen für die Sache, die er vertritt. Dennoch besteht seine Daseinsberechtigung weniger in seinem Tun als in seinem Sein: Bevor er etwas für seine Mitchristen zustande bringt (wozu ihn das Beispiel Jesu verpflichtet), ist er ein Hinweiszeichen auf das Unverfügbare, irdisches Leben Übersteigende: das Heilige des Himmels. Der Priester ist ein Fingerzeig „nach oben“. Und gleichzeitig ein Symbol für den von oben auf uns zukommenden Christus. Dafür muss er freilich ein Geistlicher, ein spiritueller, ein betender Mensch sein. Können, wollen oder müssen wir uns diesen Luxus noch leisten? Das hängt von unserer Vorstellungskraft über die Welt ohne solche Symbolfiguren ab. Denn auch die Gesundheit wertschätzt man erst, wenn sie nicht mehr ist.

Eine schöne Woche!

P. J. Gregur

Dreieinigkeit

Freitag, 02 Juni 2023

Dreieinigkeit

Der christliche Gott ist dreifaltig, dreieinig, Trinität. Das ist nicht leicht zu verstehen. Man kann es sich nur mit Bildern ausmalen. Es ist wie bei einem Dreieck: drei exponierte Stellen und doch eine Einheit. Kirchenväter haben sich einen Baum vorgestellt: Wurzel ist Vater, Stamm der Sohn, Zweige und Blätter der Heilige Geist, ein Baum des Lebens. Der heilige Patrick von Irland hat das Bild vom Kleeblatt genommen: Drei Blätter auf einem Stängel.

Die abstrakt Eingestellten, wie der Kirchenvater Augustinus, stellten sich eine Liebes-Beziehung vor: der eine liebt den anderen und ihre Liebe ist so dicht, dass sie zu einer Substanz gerinnt. „Siehe, wenn ich … etwas liebe, dann sind es drei: Ich, das, was ich liebe, und die Liebe selbst. Ich liebe ja nicht die Liebe, ohne sie als eine liebende zu lieben. Denn es gibt keine Liebe, wo nichts geliebt wird. Drei sind es also: der Liebende, das Geliebte und die Liebe.“ (De trinitate, Buch IX, 2).

Gott ist die Liebe (1Joh 4,16). Das ist die entscheidende Ansage des Christentums an die Welt. Wir verkünden also nicht eine statische Majestät jenseits aller Vorstellung. Wir glauben an Gott, der Beziehung ist und Beziehung schafft. Und wenn wir rational die Dreifaltigkeit auch nicht erfassen, die Liebe macht es möglich, ihren Sinn und Größe zu erahnen.

Einen segensreichen Dreifaltigkeitssonntag!

P. J. Gregur

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