Es ist leicht, mit dem Strom gegen den Strom zu schwimmen, meinte der Philosoph Theodor Adorno. Es ist keine Kunst im Mainstream woke zu sein, schwerer ist es, im Rausch von Hypes nüchtern und kritisch nach der Wahrheit zu fragen. Wie die Propheten: unter Lebensgefahr waren sie einsame Rufer in der Wüste, z. B. Johannes der Täufer, der jetzt am 24. Juni gefeiert wird. Er redete dem Establishment nicht nach dem Mund und wurde dafür einen Kopf kürzer gemacht. Ins Reich Gottes führt eben keine breite Autobahn, sondern nur ein schmaler Pfad (Mt 7,14).
Wie durch Zufall, wird am Sonntag darauf, dem 12. im Jahreskreis, Jesus unserer Angepasstheit ins Gewissen reden und Entscheidung fordern: „Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ (Mt 10,32f) Das klingt nicht gerade nach einem Kuschelgott. Jesus nimmt die Freundschaft ernst. Freunde sind not amused, wenn man im Fall der Fälle nicht zu ihnen steht. In diesem Sinn bin ich, ehrlich gesagt, irritiert, wenn wir Christen uns genieren, in der Öffentlichkeit Zeichen unseres Glaubens zu setzen, vor dem Essen z. B. oder zur Mittagsglocke, die zum Gebet einlädt.
Heute war ich in der Kirche der Knotenlöserin-Madonna in Augsburg. Eine Gruppe von ca. 20 Firmlingen kam leise herein. Ohne ein Wort oder Störgeräusch setzten sie sich in die Bänke und verharrten auf Hinweis ihrer Begleiterin etliche Minuten in Stille. Dann zündeten sie vorne Votivkerzen an, blieben danach noch ein wenig in den Bänken, es wurde ihnen kurz der Ort erklärt, und dann ging es genauso gesittet wieder hinaus. Ich war beeindruckt, erlebte es als ungewöhnliches Bekenntnis junger Leute: zu Gott, zu Jesus, zu Maria, zur Praxis der Kirche.
Herzliche Grüße!
P. J. Gregur