Maienkönigin

Es ist eine inzwischen über 200 Jahre alte Tradition, im Monat Mai besondere Andachten zur Ehren der Muttergottes abzuhalten. Dieser Brauch kommt von Italien des 18. Jahrhunderts her und breitete sich schnell in ganz Europa bzw. in der katholischen Welt aus. Das Besondere dabei sind die Blumenaltäre und der romantisch-innige Volksgesang. Zum Beispiel das Lied „Maria Mainkönigin“.
„Maria, Maienkönigin! Dich will der Mai begrüßen, O segne seinen Anbeginn, Und uns zu Deinen Füßen. Maria! Dir befehlen wir, Was grünt und blüht auf Erden, O laß es eine Himmelszier In Gottes Garten werden.“
Es ist in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden. Der Text ist von Guido Görres, dem Sohn des berühmten katholischen Schriftstellers Joseph Görres. Nicht nur das einfache Volk erfreute sich an solch triefend süßer Romantik, auch Intellektuelle waren damals bereit, sich nach der staubtrockenen Aufklärung dem religiösen Gefühl hinzugeben. Heinrich Heine dichtete bekanntlich: „Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen, Da ist in meinem Herzen Die Liebe aufgegangen.“ Auch Marienfrömmigkeit speist sich von den ‚Frühlingsgefühlen‘, diesmal der göttlichen Liebe, die jedes Mal wie eine neu erblühende Landschaft empfunden wird. Da kann man nicht umhin, poetisch zu werden; wie im Jahr 1973 der Theologieprofessor Friedrich Dörr (Gotteslob Augsburg, Nr. 866):
1. Im Maien hebt die Schöpfung an zu blühen und zu singen. Die Erde hat sich aufgetan, uns neue Frucht zu bringen. Den Gnadenfrühling voller Pracht hast du, Maria, uns gebracht; Dir soll das Lob erklingen. 3. Du allerschönster Rosenstrauch, der je auf Erden blühte, befruchtet durch des Geistes Hauch, betaut von Gottes Güte: den Heiland, der aus dir entsprang, du nahmst ihn auf mit Lobgesang und liebendem Gemüte.
Maria nahm IHN auf, um ihn weiterzugeben. Eine Aufgabe von uns allen, nicht nur jene der Hirten, an die wir an diesem 4. Ostersonntag auch denken.
Schöne Woche!
J. Gregur